Das Bauwesen verbraucht etwa die Hälfte aller auf der Welt verarbeiteten Rohstoffe, erzeugt mehr als 60% des anfallenden Abfalls und benötigt zum Betrieb der Gebäude zirka 50% des gesamten Energieeinsatzes (2). Bauen ist demnach sehr ressourcenintensiv und die getroffenen Planungsentscheidungen haben außerdem sehr langfristige Auswirkungen. Der Bausektor hat mitunter wesentlich zu den globalen Umweltproblemen, der Ressourcenverknappung und dem Klimawandel beigetragen. Um die natürlichen Grundlagen zu sichern und angenehme Lebensbedingungen zu schaffen, sind daher bei sämtlichen Bautätigkeiten die Aspekte der Nachhaltigkeit zu beachten.
Ökonomische, ökologische und soziokulturelle Aspekte sind in Wechselwirkung zueinander zu betrachten und langfristig im Gleichgewicht zu halten (2).
Dabei ist es notwendig, sämtliche Lebensphasen eines Bauwerks hinsichtlich der unterschiedlichen Aspekte zu analysieren und zu einem ausgeglichenen Zusammenwirken zu optimieren (1). Neben der Bauphase müssen sowohl die Nutzungsphase als auch der Rückbau bereits zum Beginn der Planung mitgedacht werden, um die Aspekte der Nachhaltigkeit so früh wie möglich zu integrieren.
Begriffsdefinition Nachhaltigkeit
Die Grundidee der Nachhaltigkeit folgte als Konsequenz einer drohenden Rohstoffkrise. Der Begriff geht zurück auf Hannß-Karl von Carlowitz, Oberberghauptmann aus Freiberg. Er formulierte 1713 in seinem Werk »Sylvicultura Oeconomica«, dass nur so viel Holz aus dem Wald entnommen werden dürfe, wie durch planmäßige Aufforstung wieder nachwachsen könne. Er forderte damals eine »nachhaltige« Nutzung der Wälder und begründete
damit das Prinzip der Nachhaltigkeit, das zum Leitbild für viele weitere Entwicklungskonzepte werden sollte (3).
Der klassische Ansatz der Nachhaltigkeit basiert auf dem Gleichgewicht der drei Dimensionen: Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft, welche über einen langfristigen Zeithorizont als gleichwertig anzusehen sind (1).
Das Leitbild einer »nachhaltigen Entwicklung« wurde erstmals im Brundtland-Bericht »Our Common Future« von 1987 entwickelt. Demnach ist eine dauerhafte (nachhaltige) Entwicklung eine Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne die künftigen Generationen in der Befriedigung ihrer Bedürfnisse einzuschränken (3).
Ziel der Nachhaltigkeit in der Architektur
Ziel ist die Optimierung des Gebäudes über den gesamten Lebenszyklus, um den Energie- und Ressourcenverbrauch möglichst gering zu halten, die Umweltbelastungen zu minimieren, die Gesamtwirtschaftlichkeit zu verbessern und gleichzeitig den soziokulturellen Anforderungen und gesellschaftspolitischen, werteorientierten Ansprüchen gerecht zu werden. Behaglichkeit und Lebensqualität spielen dabei eine ebenso große Rolle wie ein geringer Energie- und Ressourcenverbrauch, eine lange Nutzungsdauer, flächensparende Bauweise und nachhaltige Baustoffe (1).
Nachfolgend werden …
… der Nachhaltigkeit in einem kurzen Abriss dargestellt, um einen Überblick über die Komplexität und das Zusammenwirken der wesentlichen Faktoren zu schaffen. Einzelne Kriterien betreffen und beeinflussen des Öfteren auch mehrere Säulen der Nachhaltigkeit und sind aufgrund ihrer vielschichtigen Wirkungszusammenhänge nicht eindeutig zuordenbar. Eine detaillierte Darstellung der Thematik ist deshalb in diesem Rahmen nicht möglich[1], dennoch soll ein Querschnitt der relevanten Leitgedanken gezeigt werden, um den Begriffskomplex der Nachhaltigkeit zu skizzieren.
[1] Der »Energie-Atlas Nachhaltige Architektur« [HEGGER et al., 2007], welcher vom Institut für internationale Architektur-Dokumentation herausgegeben wurde, bietet eine übersichtliche Abhandlung zum Thema Nachhaltigkeit im Bauwesen und dient als Ergänzung zu den hier vorgestellten Aspekten.
(1) Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Hrsg.
„Leitfaden Nachhaltiges Bauen“, 2011
(2) Hegger, Manfred, Matthias Fuchs, Thomas Stark, und Martin Zeumer. Energie Atlas, Nachhaltige Architektur. Herausgegeben von Institut für internationale Architektur-Dokumentation GmbH & Co. KG. München, 2007. Seiten 26, 190
(3) Lexikon der Nachhaltigkeit